
Meine Arbeitsweise ist methodisch geprägt.
„Wenn man das Unsichtbare erfassen will, muss man so tief wie möglich in das Sichtbare vordringen.“ (Max Beckmann)
Meine künstlerische Richtung sowie meine Arbeitsweise im Schauspiel ist beeinflusst von Persönlichkeiten wie David Esrig, Stanislawski, Meyerhold, Grotowski, Wachtangov, Artaud u.a
„Theater ist die Magie des Wirklichen, ein Auslass für die Überfülle an Leben, die nicht in die gewohnte Existenz eingeht, die die Nähte der sichtbaren, der gewohnten Realität sprengt. Es ist das Unsichtbare, hierher verpflanzt..." (Antonin Artaud)
Wirklichkeit ist überhaupt nur theatralisch darzustellen, wenn man sie in ihrer poetischen Ausstrahlungskraft neu konstruiert. Durch das seelische Erleben des darstellenden Künstlers, ausgelöst durch die sich in den Körper, in die Sprache und in den Raum transportierenden inneren Empfindungen und Absichten der darzustellenden Figur, wird das nicht Sichtbare des Lebens sichtbar gemacht. Nach diesem hohen Anspruch strebend, will ich das Schauspiel verstehen, in permanenter Arbeit nach dem existentiellen Spiel.
Meine Aufmerksamkeit gilt dabei der Spielstimmigkeit, in der der Schauspieler seinen Seelentanz vollbringen kann.
Der Schauspieler sollte die Fähigkeit besitzen, anhand seines seelischen Empfindungsvermögens eine starke Ausdruckskraft für die Figur zu entwickeln. Die Hauptaufgabe des Schauspielers ist, die Absichten der Figur zu spielen, die die Antriebskraft für Handlung sind. Damit sich die Absichten und der Charakter einer Rolle entfalten können, ist es hilfreich, sich der Rollenbiographie sowie der Grundeinstellung der Figur zur Welt, zum Leben, zu sich selbst bewusst zu werden.
Meine Arbeitsweise
Eine methodische Arbeitsweise lockt die Inspiration. Zusätzlich wird die Phantasie durch eine Schauspiel-Methodik, wie kanalisiertes Wasser konkretisiert und gewinnt dadurch eine stimmige, glaubwürdige Aussagekraft.
Umsetzungsvorgänge des Literarischen ins Theatralische
Ein Schauspieler sollte eine Spielpartitur erarbeiten, damit er wie ein inneres Uhrwerk seelisch, geistig und körperlich die Aussage des Stücks wie auch die Funktion, Botschaft und Individualität der Rolle stimmig zum Ausdruck bringen kann.
Methodik der Schauspiel- und Theaterarbeit (nach Prof. Dr. David Esrig):
Die Methodik umfasst die innere Technik des Erlebens sowie die Technik der äußeren Verkörperung. Das Erarbeiten dieser inneren und äußeren Technik führt durch folgende Etappen:
1. Tischarbeit
Text- und Handlungsanalyse: Non-verbale Handlungen und verbale Sprechhandlungen, Handlungseinheiten (Absichten), Regiefragmente (übergeordnete Absichten), Perioden (Lebensabschnitte/Schicksalswendungen), Situation, Konflikt, Betonungen, das tatsächliche Stichwort, Tischprobe (=mentale Probe mit allen Gegebenheiten).
Rollenanalyse: Portrait und Biographie, sichtbare und unsichtbare Handlung, Funktion und Botschaft, Polarität, Grundeinstellung, Bilder und Subtext der Figur.
Der Autor und das Stück: Epoche, Kampflinie des Autors, Inhaltsangabe, Szenarium, System der dramatischen Figuren, Aussage des Stücks.
2. Analyse in Aktion:
Erste gestalterische Elemente vom ´Was` zum ´Wie` (Ausprobieren und Überprüfen der Tischarbeit auf Stimmigkeit), Üben von Aktion – Reaktion, Aktion – Gegenaktion, Fallhöhen, Bestimmung des Raumes, Körpersprache (Charakteristik, Zeichen und Symbole des körperlichen Ausdrucks), Rhythmus.
3. Inszenierung:
Szenenstrukturierung (Handlungsverkettungen), Ausformung der Charaktere, Stilproblematik, Wiederholbarkeit.
„Um eine Figur wahrhaft zu verstehen, muss der Schauspielkünstler die Welt des Stücks und den Geist der Rolle in sich selbst aufnehmen.“ (Benjamin Koller)
Die Methode ist farblos, d.h. sie gibt keine Stilrichtung vor, sondern sie dient lediglich zur Lockung der Intuition, um in Resonanz zur Rollenfigur zu treten.
„Der Schauspieler schafft sich in seiner Phantasie ein Modell, das er dann wie ein Maler bis in die winzigsten Züge erfasst und nicht auf eine Leinwand, sondern auf sich selbst überträgt“. (Coquelin, französischer Schauspieler)
„Phantasie ist wichtiger als Wissen.“ (Albert Einstein)